Das Nähen von Gardinen erscheint zunächst einmal nicht so einfach. Doch genau das ist es, wenn man weiß, worauf man achten muss. Ich erkläre, wie es geht.
Während der Vorbereitung zum Nähen einer Gardine kommen immer diverse Fragen auf. Neben der Frage, woher man den richtigen Stoff bekommt, stellt sich immer auch die Frage nach der Aufhängungsmöglichkeit. Fakt ist, dass es sich bei einer einfachen Gardine häufig um ein Grundmodell handelt, dessen Nähanleitung leicht umzusetzen ist. Lediglich bei der Aufhängung gibt es Unterschiede. Das Material dagegen ist ebenfalls unkompliziert erhältlich und somit das Nähen einer Gardine nicht so schwierig, wie es anfangs scheint.
Warum eigentlich selber nähen?
Natürlich ist es zunächst nicht ganz nachvollziehbar, warum man bei der Fülle an Produkten auf dem Markt eine Gardine selbst nähen sollte. Denn die Herstellung kostet viel Zeit und Mühe. Doch die Gründe, das Vorhaben selbst in die Hand zu nehmen, sind vielfältig:
- Ein spezieller Einrichtungsstil soll durch die Gardinen abgerundet werden.
- Die Fenster besitzen keine generischen Maße, weswegen eine Sondergröße erforderlich ist.
- Man möchte eine persönliche Vorliebe unterstützen, sei es mittels der Gestaltung oder dem Stoffmuster.
- Man hat einfach Freude am Nähen.
Jeder der genannten Gründe rechtfertigt es, Nadel und Faden in die eigenen Hände zu nehmen.
Was benötigt man zum Nähen einer Gardine?
Um eine einfache Gardine zu nähen, sind verschiedene Materialien erforderlich. Hierunter fallen:
- ein geeigneter Stoff
- Nähmaschine mit Geradstich-Programm
- farblich passendes Garn
- Stoffschere
- Stecknadeln
- Zollstock
- Bügeleisen
- Gewichte für den Stoff (übrigens ein tolles Geschenk für Nähfans)
Dies sind die Grundmaterialien, die für das Nähen einer Gardine notwendig sind. Auf die Beschaffung des Stoffs und des Garns gehe ich gleich noch näher ein. Bei den anderen Werkzeugen handelt es sich generell um Dinge, die man eigentlich in jedem Haushalt findet.
Die richtigen Maße ermitteln

Bevor Sie sich überhaupt Gedanken um die Beschaffung des Stoffs machen, sollten Sie zunächst die Maße für die Gardine ermitteln. Denn lediglich das Fenster auszumessen genügt in der Regel nicht, doch liefert dies einen ersten Berechnungswert. Gehen Sie am besten folgendermaßen vor:
Schritt 1:
Zunächst wird mittels Zollstock das Fenster vermessen, wo die Gardinen angebracht werden sollen. Alternativ können Sie auch die Maße der Gardinenstange als Richtwert nehmen.
Schritt 2:
Der ermittelte Wert wird nun noch einmal zur Hälfte auf das Maß gerechnet. Bei einem zwei Meter breiten Fenster rechnet man also noch einmal einen Meter hinzu. Die Breite der Gardine sollte also am Ende drei Meter betragen. Wird die Gardine am Ende stark gerafft, können Sie das ermittelte Maß auch doppelt nehmen. In diesem Fall wäre anhand des genannten Beispiels eine Breite von vier Metern erforderlich. Entscheidend hierbei ist auch, ob die Gardinen oder Vorhänge später vollständig zugezogen werden sollen oder lediglich der Dekoration dienen. Ist Letzteres der Fall, dürfen sie auch schmaler sein.
Schritt 3:
Hinzu kommen jetzt noch Naht- und Saumzugaben. Wichtig ist, dass Nahtzugaben nur erstellt werden müssen, sofern zwei Bahnen Stoff zusammengenäht werden müssen, um die erforderliche Breite zu erreichen. Unterdessen sind Saumzugaben für die Seiten, sowie die Ober- und Unterkante erforderlich. Die Breite der Saumzugabe beträgt pro Seite etwa vier Zentimeter. Beim unteren Saum darf es dagegen etwas mehr sein, da dieser häufig die Aufgabe übernimmt, die Gardine zu beschweren. Hierfür werden häufig bis zu 15 Zentimeter Saumzugabe gerechnet.
Ein Punkt, der beim Saum außerdem zu beachten ist, ist die Materialstärke. Handelt es sich um einen dünneren Stoff, wird der Saum etwas kleiner gehalten. Je dicker er ist, desto mehr muss man hinzurechnen.
Die Auswahl des richtigen Stoffs
Bei der Auswahl des geeigneten Stoffs sollte zunächst geklärt werden, welchen Zweck die Gardinen oder Vorhänge erfüllen sollen. Werden sie nur zur Dekoration aufgehängt oder sollen sie das Zimmer abdunkeln? Für all diese Fälle gibt es den geeigneten Stoff:
Verwendungszweck | Stoffart |
Übergardine, Stores, Dekoration (halbtransparenter Stoff) | Chiffon, Organza, Voile, Seide |
Vorhang mit mäßigem Lichteinlass | Leinen, Baumwollstoff, Dekostoffe |
Vollständige Verdunkelungsvorhänge | Blackoutstoffe |
Bei der Wahl sollte außerdem berücksichtigt werden, dass manche Stoffarten nur mit hoher Sorgfalt verarbeitet werden können. Dies ist zum Beispiel bei Seide oder Voile der Fall. Hier probieren Sie am besten zunächst auf der Nähmaschine aus, wie die Stoffe reagieren, um ein Gefühl dafür zu bekommen.
💡 Tipp:
Am besten ist es, im Internet nach geeigneten Stoffen Ausschau zu halten. Die meisten Anbieter haben bereits eine entsprechende Rubrik für Vorhang- und Gardinenstoff in ihrem Webshop, sodass Sie sich gut orientieren können. Um hier ganz sicher zu gehen, dass der Stoff auch passt, werden von vielen Anbietern auch Musterstoffe gegen eine kleine Gebühr versendet. Eine Alternative sind Innenausstatter, die zusätzlich eine Beratung ermöglichen.
Auswahl der richtigen Aufhängung

Je nach Aufhängungsart benötigen Sie weiteres Material. Insgesamt bieten sich drei einfache Möglichkeiten zur Aufhängung an:
➩ Gardinenhaken:
Für die Aufhängung mittels Gardinenhaken ist eine Vorhangschiene erforderlich. An der Gardine selbst wird am oberen Ende Kräuselband vernäht, welches nach Fertigstellung mit Gardinenhaken versehen wird. Das Gardinenband gibt es in unterschiedlichen Formen und sogar für durchsichtige Vorhänge.
➩ Ringklammern:
Hier bleibt der obere Saum sehr breit und wird anschließend mit sogenannten Ringklammern versehen.
➩ Stabtasche:
Bei der Verarbeitung des Stoffs wird an der oberen Kante ein breiterer Saum geschaffen, der am Ende wie ein Tunnel wirkt. Durch diesen wird beim Aufhängen am Ende die Gardinenstange geführt. Bei der Wahl dieser Methode sollte die Gardinenstange jedoch eine besonders glatte Oberfläche besitzen, damit die Gardine leicht gleitet.
Ist erst einmal die Frage nach der richtigen Aufhängung geklärt, können Sie mit der Verarbeitung beginnen.
Vorbereitungen vor dem Nähen
Um sich die Arbeit beim Nähen ein bisschen einfacher zu machen und am Ende ein schönes Ergebnis zu erzielen, ist es wichtig, ein paar Vorbereitungen zu treffen. Das bedeutet:
- Sie sollten vor dem Nähen die Gardinen waschen, denn es kann vorkommen, dass sich der Stoff beim Waschen noch leicht verzieht. Wird dieser Schritt erst nach dem Nähen eingehalten, passen am Ende möglicherweise die Gardinen nicht mehr.
- Die Webkante ist ein dichtes Stück, welches sich häufig am Rand des Stoffs befindet. Dieses wird abgeschnitten, da es am Ende optisch immer auffällt, sofern man es dort belässt. Beim Waschen kann dieser Teil außerdem eingehen und die komplette Gardine verziehen.
Im Anschluss kommt das Nähen an die Reihe.
Anleitung zum Nähen einer Gardine
Möchten Sie am Ende ein schönes Ergebnis haben, gehen Sie vor allem mit viel Geduld an die Sache heran. Die Säume sollten schön gerade sein, denn so verziehen sie sich am wenigsten.
Wichtig: Zuerst die Seiten, dann die Ober- und Unterkante der Gardine nähen.
Zum Nähen werden die hinzugerechneten Säume mit einem Geradstich auf der Nähmaschine behandelt.
Schritt 1 – Seitliche Versäuberung
Das Umnähen der Säume wird auch als Versäubern bezeichnet und beinhaltet das einmalige Umschlagen der Schnittkante. Ein Zentimeter Breite genügt hierbei. Direkt im Anschluss wird die Kante noch einmal umgeschlagen. Dies hat den Zweck, die Schnittkante im Inneren zu verstecken und so einen sauberen Saum zu erhalten.
Um den Stoff in dieser Position zu halten, können Sie die Gardinen bügeln. Dieses bringt eine klare Kante hinein. Im Anschluss können Sie diese mit Stecknadeln zusätzlich fixieren und dann entlang der Linie den Stoff mit der Nähmaschine festnähen. Dabei sollte der umgeschlagene Teil möglichst oben liegen. Auf diesem Weg wird die Einhaltung einer geraden Linie ermöglicht.
Sind die Seiten der Gardine erledigt, wird die Oberkante in Angriff genommen.
Schritt 2 – Oberkante fertigstellen
Je nach Befestigungsmöglichkeit wird hier unterschiedlich vorgegangen. Der obere Saum wird jedoch ähnlich vorbereitet wie die Seiten. Der Unterschied: Er ist insgesamt meist breiter als die Seiten.
➩ Ring-Clips:
Zunächst wird wieder mittels Umschlagen etwa ein Zentimeter des Randes versäubert. Hierbei können Sie vorgehen, wie bei den Seiten. Im Anschluss wird ein fünf Zentimeter breiter Saum abgesteckt und anschließend mit der Nähmaschine festgenäht. Nutzen Sie Ring-Clips bei der Aufhängung, müssen diese nur noch befestigt werden.
➩ Stabtasche:
Möchten Sie dagegen eine Stabtasche verwenden, richtet sich die Breite des Saums nach der verwendeten Gardinenstange. Ist diese feiner gestaltet, genügen häufig schon vier Zentimeter. Ist sie etwas dicker, erhöht sich das Maß entsprechend. Um die Tasche zu nähen, wird der Saum einfach entsprechend der Breite umgeschlagen und festgenäht.
➩ Gardinenhaken:
Um Gardinenhaken zu verwenden, wird das Kräuselband in der Oberkante vernäht. Nach dem Versäubern ist es dementsprechend erforderlich, dieses mit Stecknadeln auf dem Stoff zu fixieren und anschließend zu vernähen.
Wichtig hierbei ist, dass ruhig noch etwas Stoff oberhalb des Kräuselbandes überstehen darf. Auf diesem Weg werden die Ringe zum Aufhängen abgedeckt, was wiederum für eine hübschere Optik sorgt. Haben sie das Kräuselband mit der Nähmaschine befestigt, können Sie seitlich an ein paar Bandfäden ziehen, damit die Gardine oder Vorhänge die richtigen Falten wirft.
Zum Schluss werden diese Fäden miteinander verknotet, damit die Falten in Position bleiben und die Gardinenhaken zwischen den Raffungen angebracht.
Schritt 3 – Nähen des unteren Saums
Das Nähen des unteren Saums ist ganz einfach und wird, ähnlich wie die Oberkante, zunächst versäubert. Im Anschluss schlägt man ihn noch einmal um und zwar in der Breite, wie man ihn gerne haben möchte.
💡 Tipp:
Bei schwereren Stoffen ist die Einarbeitung eines Bleibandes im unteren Saum nicht unbedingt erforderlich. Leichtere Stoffe profitieren jedoch davon, wenn eines eingenäht ist. Dank diesem wird verhindert, dass die Gardine bei eintretendem Wind durch das Fenster nach draußen gezogen wird. Sofern der Vorhang am unteren Ende beschwert werden soll, lassen Sie seitlich die Naht einfach offen und ziehen Sie anschließend ein Bleiband hindurch. Zum Schluss können die Seiten ebenfalls fixiert werden.