Sie besitzen weder Garten noch Balkon? Dann müssen Sie trotzdem nicht auf frische Kräuter verzichten. Denn diese können Sie auch ganz einfach auf der Fensterbank anbauen.
Nicht jeder Kräuterfan besitzt einen Kräutergarten oder Balkon zur Kultur von Heil- und Gewürzpflanzen. Doch was tun, wenn man die geballte Kraft der Kräuter trotz mangels an Freilandstandorten gerne zu Hause kultivieren möchte? Die Lösung: Kräuter auf der Fensterbank anbauen. Denn es gibt mehr Möglichkeiten der Indoor Kräuterkultur als gedacht.
Viele bauen ihre liebsten Küchenkräuter gleich am Küchenfenster an. Andere bestücken die Fensterbänke im Wohnzimmer mit aromatischen Duftkräutern. Der DIY-Indoor-Kräutergarten kennt viele Konzepte.
Ein besonderer Vorteil des Indoor Kräutergartens besteht darin, dass die Pflanzen gut vor extremen Wetterlagen geschützt sind. Das Raumklima ist in der Regel ganzjährig moderat. Viele Kräuter treiben deshalb auf der Fensterbank weit vor ihrer eigentlichen Wachstumsperiode aus und blühen auch länger. Das ist gerade bei Blütenkräutern wie der Ringelblume sehr nützlich, die man indoor länger ernten kann.
Allerdings erfordert der ausbleibende Winter im Freiland für Indoor-Kräuter gelegentlich spezielle Überwinterungsmaßnahmen. Denn zahlreiche Pflanzen benötigen während ihrer Winterruhe die Kälte und reagieren schlecht auf warme, trockene Heizungsluft.
Darüber hinaus gelten im Haus auch abweichende Kulturbedingungen. Über all das möchten wir Sie in diesem Beitrag einmal informieren.
Topf oder Kräuterbox – was ist besser?
Der Platz für die Kräuterkultur ist auf der Fensterbank natürlich begrenzt. Weil jede Pflanze zusätzlich einen individuellen Pflanzabstand benötigt, muss man sich im Vorfeld eingehend Gedanken über das richtige Pflanzgefäß machen.
❍ Topfkräuter für die Fensterbank
Wuchsfreudige Kräuter wie Pfefferminze sind für ihren rasanten Wurzelzuwachs berühmt-berüchtigt. Binnen kürzester Zeit breiten sich die Wurzelausläufer der Pflanze im näheren Umkreis aus und verdrängen damit nur allzu gerne andere Kräuterpflanzen. Im Freiland bringen darum viele Gärtner eine Wurzelsperre in den Boden ein oder pflanzen das Kraut in Einzelstellung.
Ähnlich viel Platz benötigen Knollen- und Wurzelkräuter wie Fenchel, Ingwer oder Knoblauch. Auch größere Stauden wie Chillis oder Malven sollten ihren eigenen Topf bekommen. Alternativ ist eine Kultur in Pflanzampeln denkbar, denn auch hier hat jede Pflanze ein separates Pflanzgefäß.
Kleine Kräutertöpfe sind darüber hinaus am Küchenfenster recht gebräuchlich. Auf diese Weise lassen sich konkurrenzstarke und -schwache Gewürzkräuter ohne Mühen nebeneinander kultivieren. Und auch die individuelle Bodenbeschaffenheit der Küchenkräuter lässt sich in Minitöpfen besser auf die jeweiligen Bedürfnisse der Pflanzen abstimmen.
❍ Indoor Kräuterbox für Mischkulturen
Eine Kräuterbox ist optimal für niedrigwüchsige Kräuter und Pflanzen mit geringer Wurzelausbreitung geeignet. Meistens handelt es sich bei den Boxen um herkömmliche Blumenkästen. Es gibt inzwischen aber auch sehr ausgefeilte Kräuterboxen mit integriertem Wasserablauf oder speziellem Design für das Indoor Growing. Selbst Hochbeete im Miniformat für die Fensterbank sind heutzutage erhältlich.
Wie bereits erwähnt, sollten Sie in einer Kräuterbox auf der Fensterbank nur Kräuter anbauen, die miteinander harmonieren. Pflanzen, die zueinander in Wurzelkonkurrenz stehen, sind hier eher ungeeignet. Typische Pflanzbeispiele für die Kräuterbox sind:
- Basilikum
- Dost
- Katzenminze
- Kresse
- Lavendel
- Petersilie
- Quendel
- Rosmarin
- Salbei
- Schnittlauch
- Thymian
Natürlich ist auch hier auf einen passenden Pflanzabstand zu achten. Im Allgemeinen breiten sich die genannten Kräuter im Topf aber weniger stark über ihren Standort hinaus aus. Dennoch sollten Sie pro Kräuterbox nicht mehr als 3 bis 5 Kräuterpflanzen einsetzen. Immerhin entwickeln sich viele Kräuter nach der Pflanzung erst noch und wachsen mit der Zeit ausladender.
Unser Tipp:
Mischkulturen sind manchmal anfälliger für Schädlingsbefall. Es kann deshalb helfen, etwas Schnittlauch zwischen die einzelnen Kulturen zu Pflanzen. Schädlinge mögen den scharfen Geruch des Schnittlauchs nämlich überhaupt nicht und halten sich von ihm fern.
Boden- und Lichtverhältnisse auf der Fensterbank
Je nach Lage des Fensters lassen sich Kräuter indoor besser oder schlechter kultivieren. Gerade sonnenarme Fenster auf der Nordseite des Hauses bergen diesbezüglich einige Kulturprobleme. Lichtverwöhnte Kräuter stehen hier zu schattig. Zudem benötigen die meisten Kräuter ein Mindestmaß an Sonne, um ihre heilsamen und aromatischen Inhaltsstoffe auszubilden.
Mit Blick auf die Pflanzengesundheit gibt es an lichtarmen Hausstandorten ebenfalls oft Komplikationen. Das Substrat will aufgrund des Sonnenmangels häufig nicht richtig abtrocknen und fördert so Pflanzenkrankheiten.
Auf sehr hellen Fensterbänken auf der Südseite besteht wiederum die Gefahr, dass die Kräuter in der Mittagssonne leicht verbrennen. Das gilt insbesondere für Kräuter mit zarten Blättern wie Borretsch oder Waldmeister, die eher dem Schatten zugetan sind. Auch ist der Wasserbedarf an sonnenreichen Standorten im Haus deutlich höher. Zu trockene Substrate können dort in vielen Fällen Schädlinge wie Spinnmilben oder Blattläuse anziehen.
Richtige Bewässerung für Indoor-Kräuter
Grundsätzlich gilt: Kräuter dürfen auf der Fensterbank nicht zu nass stehen. Staunässe sorgt bei Zimmerstandorten nämlich noch schneller für Wurzelfäule als im Freiland. Eine gute Bodendrainage ist daher Pflicht. Zusätzlich müssen die Substrate selbst gut durchlässig sein und einen ausreichenden Luftaustausch ermöglichen.
Kleiner Tipp:
Eine gute Empfehlung sind in diesem Zusammenhang Spezialsubstrate wie Kaktus- oder Sukkulentenerde. Sie sind meist mit durchlässigen Komponenten wie Quarzsand, Lavagranulat oder Bimskies angereichert.
Besser als zu häufiges Gießen ist bei Indoor-Kräutern eine ergänzende Besprühung mit Wasser. Insbesondere junge Kräuterpflanzen lassen sich leichter konstant feucht halten, wenn man den Boden regelmäßig nass sprüht. Ansonsten wird mäßig, aber regelmäßig gegossen.
Kontrollierte Vermehrung von Indoor-Kräutern
Auf begrenztem Raum wird die natürliche Vermehrung von Kräutern über Samen oder Wurzelausläufer schnell zum Problem. Es gibt jedoch einige sinnvolle Methoden, um die Ausbreitung von Indoor-Kräutern im Zaum zu halten.
❍ Wurzelsperren einbringen:
Neben der Einbringung von Wurzelsperren in das Substrat gibt es noch einige andere Optionen. Sie können die Kräuter zum Beispiel gleich mitsamt Kübel in die Kräuterboxen setzen. Das dämmt das Wurzelwachstum in die Breite ein und hält die Pflanzen in moderater Größe. Sollten dennoch Wurzelausläufer über den Boden ragen, kann man sie unkompliziert entfernen.
❍ Samenstände entfernen:
Einige Kräuter (z.B. Beinwell, Ringelblume oder Beifuß) samen verhältnismäßig leicht aus. Im Indoor Kräutergarten sollten ihre Samenstände darum frühzeitig ausgeschnitten werden, um eine unkontrollierte Vermehrung durch Selbstaussaat zu verhindern. Am besten erfolgt der Rückschnitt hier direkt nach der Blüte. Bei Blütenkräutern wie der Ringelblume dient hier die Ernte als effektive Schnittmaßnahme.
So überwintern Indoor-Kräuter richtig
Sofern es sich bei den Kräutern um einjährige Pflanzen handelt, spielt die Überwinterung keine Rolle. Jedoch möchten viele Indoor-Gärtner ihre Kräuter gerne mehrjährig auf der Fensterbank kultivieren. Entsprechende Pflanzen benötigen dann vor allem in den Wintermonaten besondere Aufmerksamkeit.
❍ Standort:
Wichtig ist im Winter zunächst einmal ein heller, aber kühler Standort. Denkbar ist eine Unterbringung im Wintergarten oder in Zimmern auf der Südseite. Die Heizung sollte in den Winterquartieren grundsätzlich aus bleiben. Die trockene Heizungsluft trocknet die Kräuter unnötig aus und begünstigt außerdem einen winterlichen Schädlingsbefall.
❍ Bewässerung:
Bewässert werden Indoor-Kräuter im Winter sehr sparsam. Die Kombination aus Sonnenmangel und herabgesetzten Temperaturen provoziert rasch staunasse Substrate, sodass sich Pilzkrankheiten im Boden breit machen und die Kräuter zu schimmeln anfangen.
Die besten Kräuter für die Fensterbank
Wichtig für Indoor-Kulturen in der Kräuterbox ist es, nur Kombinationspflanzungen aus Kräutern mit ähnlichen Standortbedingungen zu verwenden.
❍ Lichtkräuter für den Indoor-Kräutergarten
Auf einer sehr sonnigen Fensterbank bieten sich hier gerade Mischkulturen mediterraner Kräuter an. Sie alle stellen nahezu identische Bodenansprüche und benötigen mindestens 5 Stunden Tageslicht. Zu den wichtigsten Mediterrankräutern gehören:
- Basilikum
- Lavendel
- Lorbeer
- Majoran
- Oregano
- Rosmarin
- Salbei
- Thymian
Auch Borretsch, Chilis und Kamille gedeihen an hellen Zimmerstandorten prächtig. Allerdings sollten sie nicht in Mischkultur gepflanzt werden, da sie relativ ausladend wachsen. Im Gegensatz zu Kräutergehölzen wie Lavendel, Thymian oder Rosmarin kann man sie auch nicht wirklich in Form schneiden. Geben Sie diesen Kräutern daher unbedingt einen eigenen Topfstandort.
❍ Schattenkräuter für absonnige Fensterbänke
Nun ist natürlich nicht jedes Fenster immer optimal der Sonne zugetan. Erfreulicherweise gibt es eine ganze Reihe von interessanten Kräutern, die es ohnehin lieber etwas schattig bzw. halbschattig mögen. Hierzu gehören:
- Dill
- Estragon
- Kerbel
- Kümmel
- Liebstöckel
- Melisse
- Petersilie
- Pfefferminze
- Pimpinelle
- Ringelblume
- Schnittlauch
- Waldmeister
Beachten Sie:
Schattig bedeutet in diesem Fall nicht Vollschatten. Zumindest 1 bis 2 Sonnenstunden pro Tag sollten auch Schattenkräuter abbekommen. Nur dann entfalten sie ein würziges Aroma und produzierend ausreichend heilsame Wirkstoffe.