Weihnachten rückt näher und die Vorfreude steigt. Woher aber kommt der Brauch mit dem Nikolausstiefel? Was gehört traditionell hinein und worüber freuen sich Groß und Klein?
In der Nacht zum 6. Dezember werden in Deutschland traditionell Stiefel vor die Tür gestellt, damit der Nikolaus diese für Kinder befüllen kann. Bei diesem Brauch werden brave Kinder mit Kleinigkeiten wie Nüssen, Obst oder Schokolade und manchmal kleinen Spielsachen beschenkt.
Vielerorts tritt der Nikolaus auch persönlich in Erscheinung, um sich davon zu überzeugen, ob die Kinder brav waren und sich ihre Geschenke verdient haben. Begleitet wird er dabei manchmal von Knecht Ruprecht, der eine dunkle Kutte trägt. Je nach Bundesland können die Bräuche sowie die Gesellschaft unterschiedlich ausfallen. So steht in Bayern Krampus an Nikolaus Seite und in Bremen ist das Nikolauslaufen eine bekannte Tradition.
🔎 Woher stammt der Brauch?
Der Brauch am 6. Dezember ist auf den Heiligen Nikolaus von Myra zurückzuführen. Seine Herkunft ist nicht gänzlich geklärt. Es wird aber vermutet, dass er um 280 nach Christus in Griechenland oder der Türkei geboren wurde und um 350 nach Christus an einem 6. Dezember in der Türkei starb. Dort lebte er im früheren Lykien in der heutigen Türkei und wurde im Laufe seines Lebens zum Bischof der Stadt Myra, die heute als Demre bekannt ist. Zahlreiche Sagen ranken sich um diesen gutmütigen Heiligen, der zum Schutzpatron von Schiffsleuten und Kindern wurde.
🎅🏻 Der Nikolausstiefel – Eine jahrhundertealte Tradition
Ursprünglich basiert der 6. Dezember auf einem Gedenktag des Heiligen Nikolaus von Myra. Kirchlich war mit der Perikopenordnung, die das Gleichnis von anvertrauen Talenten nach Mt 25, 14-30 vorsah, der Grundstein für die Frage nach braven und frommen Kindern gelegt. In den Klosterschulen des Mittelalters konnten Kinder am Nikolaustag einen Kinderbischof aus ihrer Gruppe wählen, der bis zum 28. Dezember im Amt blieb. Dieser durfte infolge des Prinzips der „verkehrten Welt“ den Erwachsenen predigen und jene tadeln.
Woher aber kam das Befüllen von Schuhen und Co.? Jener sogenannte Einlegebrauch basiert auf der Legende von drei Jungfrauen, die der heilige Nikolaus nachts beschenkte. Ein Vorläufer dürfte das sogenannte Schiffchensetzen gewesen sein, bei dem man seit dem 15. Jahrhundert Nikolausschiffe bastelt. In jene soll der heilige Nikolaus seine Geschenke legen. Diese Schiffe wurden später durch verschiedene Gegenstände abgelöst. Darunter zählen:
- Schuhe
- Stiefel
- Strümpfe
- Gabenteller
Traditionell fiel dieser Tag auf den Weihnachtstag, was in diversen Ländern bis heute beibehalten wurde. Beispielgebend hierfür ist der amerikanische Weihnachtsmann Santa Claus. Durch die Reformation und die Ablehnung der Heiligenverehrung wurde Nikolaus teilweise von dem Christkind abgelöst.
👢 Traditionelle Gaben im Nikolausstiefel
Brave und, besonders früher, fromme Kinder werden gelobt, böse mit der Birkenrute bestraft. Wozu die Kinder gehören, erfährt Nikolaus aus seinem goldenen Buch. Trifft man den Heiligen nicht persönlich, hinterlässt er seine Botschaften in Form von Geschenken in Schuhe, Socken oder auf Tellern. Was traditionell im Stiefel bzw. auf dem Teller landet, sind zum Beispiel:
◾ Nüsse:
Bekannte und gesunde Gaben des Nikolaus sind Nüsse. Dabei werden vor allem Wal-, Hasel- oder Erdnüsse verwendet. Jene stehen symbolisch für die guten Tage, welche der Heilige Nikolaus vollbrachte. Darüber hinaus sind Nüsse lange haltbar und waren eine wichtige und zuverlässige Nahrungsquelle während der kargen Monate. Nüsse, besonders Haselnüsse, wehrten darüber hinaus laut dem Volksglauben Unheil und böse Geister ab. Gesundheitlich haben Nüsse ebenfalls viel Nutzen: Die Leckereien stecken voller gesunder Fette, Mineralstoffe und Vitamine. Beim gemeinsamen Nüsseknacken am Feuer kann die Familie entspannt zusammenkommen. Vor allem Nüsse mit Schalen sind dabei eher etwas für die Großen, um sich im handwerklichen Geschick zu beweisen und die Nüsse nicht zu verschlucken.
◾ Mandarinen:
Mandarinen waren früher eine exotische Kostbarkeit, die sich nicht jedermann leisten konnte. Zitrusfrüchte brachten die Sonne aus dem Süden in die dunkle Jahreszeit in Deutschland. Beispielsweise die sogenannten Goldäpfel, wie Orangen genannt wurden, sollten ewiges Leben verleihen und wurden später zum Weihnachtsapfel.
◾ Äpfel:
Äpfel hingegen ließen sich gut über den Winter lagern. Darüber hinaus soll der Heilige Nikolaus mit Äpfeln einige Mädchen vor der Prostitution gerettet haben, weshalb er häufig mit drei goldenen Äpfeln abgebildet wird. Die Gabe seiner bekannten Früchte ist daher verständlich und bieten sich für große und kleine Kinder an.
◾ Schokolade:
Ein Nikolaus aus Schokolade ist heute ein wahrer Klassiker im Schuh. Ebenso wie Zitrusfrüchte war dieses importierte Gut in der Vergangenheit selten, begehrt und eher der Oberschicht vorenthalten. Heute erfreuen sich kleine und große Kinder an dieser süßen Nascherei.
◾ Lebkuchen und Co.:
Der Geruch nach Lebkuchen ist fest mit der Weihnachtszeit verbunden. Kleine Lebkuchen-Nikoläuse erinnern an die Tradition und bringen Kinderaugen jedes Alters zum Strahlen. Des Weiteren kann weihnachtliches Gebäck wie Zimtsterne, Dominosteine oder Spekulatius in den Stiefel wandern. Sie können aber auch ein Lebkuchenhaus selber machen.
◾ Gebildbrot:
Das Brot aus Hefeteig ist ein Klassiker, der auch als Krampus, Weck(en)mann oder Hefekerl bezeichnet wird. In Deutschland wird das traditionelle Gebäck, das die Form eines Mannes hat und mit Rosinen gespickt ist, besonders am Martins- und Nikolaustag verspeist und erfreut kleine wie große Kinder.
🧑🏻👧🏻 Zusätzliche Ideen für Kinder
◾ Kleine Spielzeuge:
Die Größe der Geschenke ist durch die Schuhe begrenzt. So können die Kinder mit kleinem Spielzeug erfreut werden. Überlegen Sie, welche Interessen Ihr Kind hat, und fügen Sie kleine Spielzeugautos, Puppen, Rätselspiele oder Actionfiguren hinzu. Sie können aber auch etwas zum Basteln in den Stiefel legen.
◾ (Mal-)Bücher:
Fördern Sie die Leselust Ihres Kindes, indem Sie Bücher oder Malbücher in den Nikolausstiefel legen. Dies ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch bildend. Noch schöner ist es, wenn man die Hintergründe der Nikolaustradition versteht und den Grund der Gaben begreifen kann. Daher bietet es sich an, ein schönes Märchen oder eine der zahlreichen Nikolausgeschichten in den Stiefel zu stecken und gemeinsam mit dem Nachwuchs zu lesen.
◾ Ideen für Teenager:
Sind Ihre Kinder schon etwas größer bzw. im Teenageralter, könnten Sie ihnen mit kleinen Gutscheinen für das Kino oder Theater, sowie für verschiedenen Veranstaltungen eine Freude machen. Beliebt sind bei Teenagern aber auch Guthabenkarten für Handy, Playstation und Co., sowie kleinere Geschenke für ihre Hobbys. Wie wäre es zum Beispiel mit einem neuen Nagellack, Haarschmuck, Kosmetikartikeln, einer Sporttrinkflasche oder lustigen Socken?
👩🏻👨🏻 Zusätzliche Ideen für Erwachsene
◾ Handgemachte Geschenke:
Erwachsene schätzen oft handgemachte Geschenke. Denken Sie an selbst gebackene Kekse, selbstgemachte Duftkerzen, Schals oder andere handgefertigte Artikel.
◾ Wellness-Geschenke:
Verwöhnen Sie Ihre Liebsten mit Wellness-Geschenken wie Badeölen oder Massagegutscheinen. Die Vorfreude auf Entspannung ist ein wunderbares Geschenk.
◾ Weihnachtliche Getränke:
Für die Erwachsenen können Sie den Nikolausstiefel mit Wein (passend, um damit Glühwein selber zu machen), Likören oder exquisitem Kaffee befüllen. Es ist eine großartige Möglichkeit, um auf die Feiertage anzustoßen.
🌎 Nikolausbräuche auf der ganzen Welt
In anderen Ländern gibt es ebenfalls Rituale zum Nikolaustag, die auf den Nikolaus von Myra zurückzuführen sind. Hier einige Beispiele:
In der Türkei, dem Herkunftsland des Heiligen Nikolaus von Myra, bringt der sogenannte Noel Baba Geschenke für Kinder und Erwachsene an Silvester. Jene Tradition ist noch nicht sehr alt, obwohl der Heilige aus diesem Land stammt. Nikolaus Ursprung wurde während den 1950ern bekannt. Seitdem hat sich Demre zu einer Pilgerstadt entwickelt.
In Österreich wird der Nikolaus von einer düsteren Gruppe Krampusse begleitet, welche mit Ruten, Ketten und Glocken durch so manche Straßen ziehen und die Einwohner erschrecken. Wie Knecht Ruprecht bestrafen sie unartige Kinder.
In Kroatien scheint Sveti Nikola bei seiner Begleitung nicht wählerisch zu sein. Je nach Region ist er allein unterwegs, mal mit Krampussen und manchmal stehen ihm Engel bei seiner Runde zur Seite. Brave Kinder können sich hier über Süßigkeiten freuen, während unartige eine goldene Rute samt Schleife erhalten.
In Rumänien stehen wie in Deutschland ebenfalls Schuhe für Moş Nicolae vor der Tür. Unartige Kinder erhalten statt einer leckeren Überraschung allerdings die Rute eines Apfelbaums und stellen diese ins Wasser. Blüht der Trieb vor Weihnachten, verzeiht Moş Nicolae den Kleinen.
In Russland bringt Ded Moroz, der auf Deutsch Väterchen Frost heißt, zusammen mit seiner Enkelin die Geschenke. Dieser Herr hat seinen Ursprung in einer Märchenfigur, ähnelt mit seinem weißen Bart und seinem roten oder blauen Mantel dem deutschen Nikolaus allerdings.
Luxemburg hat eine sehr ausgeprägte Tradition bezüglich des Nikolaus. Der 6. Dezember ist hier ein Schulfeiertag. Bereits Tage zuvor stellen die Kinder in froher Erwartung ihre Stiefel vor die Haustür. Der Sonntag vor dem Nikolaustag ist ein besonderer Tag, an dem der sogenannte Klees’chen offiziell von den Einwohnern der Städte und Dörfer samt dem Bürgermeister begrüßt wird. Klees’chen wird hier ebenfalls beschenkt, indem Kekse auf dem Tisch dargeboten werden. Unter dem Tisch findet Klees’chens Esel etwas Heu.
Santa Claus bringt in den USA mit seinen Rentieren und einem fliegenden Schlitten die Geschenke morgens zu Weihnachten. Einwanderer aus den Niederlanden brachten den Brauch in die Staaten. Santa Claus ist daher mit Sintaklaas aus den Niederlanden verwandt, der seinen Ursprung im Nikolaus von Myra hat. Wie auch in Luxemburg wird Santa Claus hier mit Keksen und sogar Milch für seine Dienste belohnt.