Für viele Tiere und ihre Halter bedeuten Tierarztbesuche Stress pur, Mit einer guten Vorbereitung kann der Besuch beim Tierarzt deutlich entspannter ablaufen.
Steht der Gang zum Tierarzt an, scheinen Katzen tatsächlich einen siebenten Sinn zu entwickeln. Freigänger suchen schnell das Weite. Stubentiger verweigern den Gang in die Katzenbox und auch Hunde ahnen nichts Gutes, beginnen nervös zu werden und zu winseln. Die folgenden Tipps und Ratschläge dienen dazu, den Stress für Vierbeiner und ihre Halter zu minimieren. Der Tierhalter ist gefordert, ruhig, gelassen und umsichtig zu reagieren.
Angst vorm Tierarzt – mögliche Gründe
Um den Tierarztbesuch künftig entspannter und stressfreier zu gestalten, ist es zunächst wichtig, mögliche Gründe aufzuspüren:
- Charakter des Tieres
- Verhalten des Tierhalters
- fremde Umgebung
- schlechte Erfahrungen
Charakter des Tieres
Tiere besitzen verschiedene Charaktere und unterscheiden sich damit nicht von ihren Haltern. Sensible Hunde und Katzen sind allgemein vorsichtiger und ängstlicher. Dies macht sich auch bei der Angst vor dem Tierarzt bemerkbar. Verständnis und Einfühlungsvermögen werden notwendig sein, um die Situation zu entschärfen.
Verhalten des Tierhalters
Haustiere orientieren sich an ihren Haltern, besonders in neuen und ungewohnten Situationen. Wenn Sie nervös und aufgebracht dem anstehenden Tierarztbesuch entgegenfiebern, wird es dem Vierbeiner nicht anders ergehen.
Fremde Umgebung
Eine fremde Umgebung macht Tiere unsicher und nervös. Dies wird sich nach mehrmaligen Besuchen in der Praxis in der Regel ganz von selbst geben.
Schlechte Erfahrungen
Nicht immer bleibt es bei Impfung oder Wurmkur. Stehen größere Eingriffe an, wird sich das Tier noch lange an die damit verbundenen Schmerzen und negativen Erfahrungen erinnern.
Die besten Methoden für einen stressfreien Tierarztbesuch
Sicherheit vermitteln
Wenn der Tierhalter aufgeregt durch die Wohnung tigert und ständig auf die Uhr schaut, wird das Haustier ebenfalls nervös. Die eigene Unsicherheit überträgt sich auf den Vierbeiner. Strahlen Sie dagegen Gelassenheit und Ruhe aus, bleiben auch Hund und Katze entspannt.
Wer das „arme“ Tier bedauert und zu trösten beginnt, bestärkt den Vierbeiner in seinem ängstlichen Verhalten. Die Tiere sehen sich durch Trost, Streicheln und Leckerlis in ihrem Verhalten bestätigt. Der Tierhalter fördert damit unbewusst Panik, Fluchtverhalten und Aggression.
Negatives Verhalten sollte stattdessen ignoriert werden. Wer eine gewisse Ignoranz an den Tag legt, signalisiert dem Tier, dass eigentlich alles in bester Ordnung ist und keine Gefahr droht. Permanentes Trösten und Zureden verstärkt den Gedanken, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Verhalten sich die Tiere ruhig und entspannt, darf gestreichelt und gelobt werden.
Training für den Ernstfall
Der Ernstfall Tierarzt sollte möglichst früh geübt werden. Die nachhaltigsten Erfahrungen werden in der Präge- und Sozialisierungsphase gemacht. Mit Katzen sollte bis zur zwölften Lebenswoche trainiert werden. Hunden sind möglichst bis zur 16. Lebenswoche positive Erfahrungen in Verbindung mit dem Tierarztbesuch zu vermitteln.
Katze an Transportbox gewöhnen
Der Katzenkorb sollte nicht nur hervorgeholt werden, wenn die Autofahrt in die Tierarztpraxis bevorsteht. Damit sich die Tiere daran gewöhnen und keine negativen Erfahrungen damit verknüpfen, ist die Box im Raum aufzustellen. Mit einer Kuscheldecke und dem Lieblingsspielzeug ausgerüstet, werden die Transportboxen zum beliebten Aufenthaltsort. Wartet hin und wieder eine leckere Belohnung im Inneren, werden die Tiere umso bereitwilliger die Box aufsuchen.
Um zu demonstrieren, dass die Katzenbox als Transportmittel dient, können kurze Fahrten mit dem Auto unternommen werden. Die Katze gewohnt sich an die Geräusche und lernt, dass nicht zwingend negative Erfahrungen mit dem Transport verknüpft sein müssen.
Hund an die Strecke zum Tierarzt gewöhnen
Hundehalter können den Tieren die Angst vor der Tierarztpraxis nehmen, wenn die regelmäßige Gassi-Route unweit des Gebäudes entlangführt. So lässt sich die Strecke zum Tierarzt ganz nebenbei in den Alltag des Vierbeiners einbauen und wird schließlich zur Normalität.
Tiere Spielerisch an Untersuchungen gewöhnen
Damit Kleintiere die Untersuchung bereitwillig über sich ergehen lassen, ist es von Vorteil, die Tiere auch daheim häufiger anzufassen, zu betasten oder ihnen ins Maul und in die Ohren zu schauen.
Harmloser Tierarztbesuch
Damit der Gang zum Tierarzt zukünftig keinen Stress auslöst, kann mit einer harmlosen Stippvisite begonnen werden. Sie können den Hund oder die Katze mitnehmen, wenn Sie lediglich ein Wurm- oder Flohmittel besorgen wollen oder wenn für ein anderes Haustier ein Tierarztbesuch ansteht.
Die Tiere können sich in der Praxis umschauen und empfinden spätestens nach einem Leckerli den Ausflug als positives Erlebnis.
Anreise angenehm gestalten
Die Fahrt zum Tierarzt sollte nur einen kurzen Zeitraum umfassen. Wer auf dem Land lebt, wird auch längere Fahrstrecken in Kauf nehmen müssen. Um den Tieren den Transport so angenehm wie möglich zu machen, dürfen Lieblingsdecke und Spielzeuge mit an Bord. Die Tiere fühlen sich sicherer, wenn sie die gewohnten Gegenstände und Gerüche umgeben.Tierarztbesuch begrenzen
Damit kein unnötiger Stress aufkommt, ist die Zeit beim Tierarzt möglichst so kurz wie möglich zu halten. Einige Kleintierpraxen haben nur wenige Stunden pro Tag geöffnet und der Andrang im Wartezimmer ist groß. Treffen dort zwei Hunde aufeinander, entwickelt sich schnell eine Stresssituation. Die Hunde sind unruhig und bellen, was sich auch auf die anderen Patienten in Katzenboxen, Käfigen oder Terrarien überträgt.
Tipp: Einige Tierärzte arbeiten mittlerweile mit Bestellsystem. Man erscheint zu einer vereinbarten Zeit in der Praxis und wird im Idealfall sofort behandelt. Dies spart dem Tierhalter Zeit und hält den Stresslevel bei den Tieren niedrig.
Einfühlungsvermögen und Routine vor Ort
Nicht nur die Tierhalter haben großen Einfluss auf das Verhalten ihrer Schützlinge. Wie der Besuch in der Praxis erlebt wird, ist nicht zuletzt von Tierarzt und seinen Helfern selbst abhängig. Ruhe zu bewahren und gleichzeitig Routine zu zeigen, ist wichtig, um die Tiere zu beruhigen und ihnen Sicherheit zu geben.
Der Tierhalter bleibt während der Behandlung vor Ort, Operationen ausgenommen. Er kann seinen Schützling beruhigen und für sein tapferes Verhalten mit einem Leckerli belohnen. Damit scheint die Situation erträglicher und es werden positive Erinnerungen mit dem Tierarztbesuch verknüpft.
Tiere natürlich beruhigen
Bei besonders ängstlichen Vierbeinern können natürliche Mittel helfen, für mehr Ruhe und Ausgeglichenheit in Stresssituationen zu sorgen. Baldrian und Katzenminze besitzen auf Katzen eine beruhigende Wirkung.
Bei Hunden und anderen Kleintieren können auch Bachblüten helfen. Besonders sensible und ängstliche Tiere sollten Mimulus in Verbindung mit Aspen erhalten. Reagiert das Tier bei Stress regelrecht panisch, kann Rock Rose helfen. Wutige und zu Aggressionen neigende Hunde und Katzen lassen sich mit Cherry Plum beruhigen.
Tipp: Bachblüten-Notfalltropfen haben sich als ein Mittel für alle Fälle bewährt und enthalten Auszüge aus fünf verschiedenen Pflanzen.
Homöopathie zur Beruhigung
Auch die Homöopathie kennt verschiedene Mittel gegen Angst und Stress. Die Auswahl gestaltet sich aufgrund der Vielfalt dieser Präparate für den Laien schwierig. Sprechen Sie sich daher mit einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker ab. Dieser kann dann auch die erforderliche Dosis und die Potenzierung festlegen.
Bewährte homöopathische Angstmittel sind:
- Cimicifuga
- Phosphorus
- Aconitum
- Argentum nitricum
- Hyoscyamus
Hausbesuche als Alternative
Wenn die genannten Tipps keine Wirkung zeigen, haben die Tiere vermutlich in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Während der Transport von Meerschweinchen, Kaninchen oder Goldhamstern keine Probleme bereitet, kann es für Hunde- und Katzenhalter durchaus beinahe unmöglich werden, das Tier zum Besuch der Praxis zu bewegen.
Hier kann ein Hausbesuch die beste Lösung sein. In vertrauter Umgebung fühlen sich die Tiere sicher. Der Arzt wird als Besucher wahrgenommen und löst keine Stressreaktionen aus. Bei einfachen Untersuchungen wie Impfungen oder Vorsorgemaßnahmen kann darauf zurückgegriffen werden, sofern sich der behandelnde Tierarzt dazu bereit erklärt.